Donnerstag, 18. April 2024
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Neues BikeSharing-System oBike gestartet

Bike-Sharing mit oBike

Neu im Berliner Stadtbild sind die Farben gelb, schwarz und silber der aus China stammenden Leihfahräder von oBike. Das Unternehmen aus Singapur wurde von Grishin Robotics (Menlo Park, USA) und Zhizhuo Capital (Shanghai, China) als Startup im Septemper 2016 finanziert, und gehört heute dem Hauptinvestor Yi Shi, CEO der DotC United Group., der das neue Geschäftsmodell mit Leihfahrrädern aggressiv „ausrollt“:

„Wir sind die smarteste Bike-Sharing Plattform der Welt. 2016 als agiles und pragmatisches Unternehmen gegründet, streben wir an, mit unserer internationalen Erfahrung die beste Bike-Sharing Plattform auf dem Markt zu sein.
Unsere Vision ist es, Fahrradfahren immer, überall und für jeden zu ermöglichen, um so eine umweltfreundliche Transportalternative zu schaffen. Wir verringern den CO2-Ausstoß, sorgen für einfache Mobilität und verbessern die Lebensqualität in Städten weltweit.“

Das Geschäftsmodell ist einfach: eine App muss heruntergeladen werden, eine Kaution wird bezahlt – und schon kann jedes herumstehende oBike ausgeliehen werden, nachdem man den QR-Code eingescannt hat.

Die Kosten betragen 1€ pro halbe Stunde, das ist verhältnismässig teuer, und etwas mehr als ein Kurzstrecken-Ticket der BVG. Das unbegrenzte Fahrten kostet 19,99€/Monat – oder 79,99€/Jahr; wobei das Preismodell auch die Absicht erkennen lässt: man bevorzugt Dauerkunden!

Daten sammeln und Datenschutz

oBikes sind nicht nur einfach Fahrräder, sondern gehören zum Internet der Dinge (IoT). Nach dem Einbuchen werden Nutzerdaten und Standortmeldungen des Fahrrades kontinuierlich aufgezeichnet. Wertvolle Nutzerdaten werden so gewonnen. Daten mit denen ganz andere Geschäfte gemacht und Bewegungsprofile werden können.

oBike sammelt und speichert Bewegungsdaten in Übereinstimmung mit dem europäischen Datenschutzgesetzen. Dabei wird analysiert wo das Rad abgeholt und geparkt wurde und wie lange die Fahrt gedauert hat. Sämtliche Daten sind anonymisiert und dienen dem Tracking der Räder und ob diese z.B. in einem unzulässigen Gebiet abgestellt wurden. Zudem werden die Daten zur Verbesserung der Dienstleistungen von oBike genutzt, einschließlich der Bedienung, Wartung und Verbesserung von oBike, welche die Entwicklung neuer Funktionen, Forschung und Kundenbetreuung beinhalten.

Nach Auskunft von oBike werden keine Daten an Dritte verkauft – und man hat daran auch zukünftig keinerlei Interesse.

Das Geschäftsmodell von oBike stößt nicht auf ungeteilte Gegenliebe: in Zürich, Rotterdam und London ist oBike scho mit negativen Presseecho gestartet.

In Shenzhen wurden zehntausende Fahrräder eines anderen Unternehmens mit ähnlichen Geschäftsmodell eingesetzt, und schon wenig später zu Schrotthalden aufgetürmt.

Vorsichtiger Start in Berlin

In Berlin wurden bisher weniger als 1.000 Fahrräder eingesetzt. Zuerst wurden oBikes in Berlin-Mitte, Charlottenburg und Schöneberg eingesetzt,
Bis zum 26. November läuft auch die Startaktion, bei der ohne Kaution sofort nach dem Einbuchen gestartet werden kann. Künftig ist die Jahresgebühr als Kaution vorab zu zahlen.

Das ist auf den ersten Blick unangenehm hoch: doch das Fahrrad kann überall hin mitgenommen werden, und ggf. auch nachts zu Haus geparkt werden.

Ob sich das Geschäftsmodell von oBike durchsetzt, hängt nicht nur von der Kunden-Akzeptanz ab: die Vollgummi-Reifen sorgen für ein hohes Gewicht, und wenig sportive Fahrleistungen.

Mit dem stationslosen Leihfahrrad-System entsteht auch eine neue Form der „gewerblichen Sondernutzung“ des Straßenlandes, das über den reinen „Gemeingebrauch“ hinaus geht. Schon aus Gründen des fairen Wettbewerbs mit stationären Verleihsystemen wie Nextbike und wegen der Einhaltung der Bestimmungen der EU-Datenschutzgrundverordnung muss die „Ordnungspolitik“ genauer nachschauen, ob diese „SmartCity-Technologie“ genehmigungsfrei betrieben werden darf.