Dienstag, 23. April 2024
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Bundesweit fehlen 273.000 Kitaplätze

Kitakrise

Immer mehr Eltern suchen für ihren Nachwuchs unter drei Jahren einen Kita-Betreuungsplatz. Doch es gibt bundesweit viel zu wenige Plätze. Davon gibt es aber weiterhin viel zu wenige. Die Situation könnte sich nach Expertenmeinung sogar noch weiter verschärfen. Dafür gibt es mehrere Gründe:

– steigende Geburten- und Zuwandererzahlen.
– Anspruch auf einen öffentlich geförderten Betreuungsplatz ab vollendeten 1. Lebensjahr (seit 8/2013).
– Frauen mit kleinen Kindern arbeiten nach Einführung des Elterngeldes heute häufiger.

Mit Einführung des Elterngeldes suchen immer mehr Eltern einen Kitaplatz für ihr Kind. Die Einführung des Elterngelds und der Ausbau der Betreuungsinfrastruktur haben dazu geführt, dass Frauen mit kleinen Kindern heute häufiger arbeiten als früher. Im ersten Lebensjahr ihres Nachwuchses bleiben jedoch mehr Mütter zu Hause als noch vor zehn Jahren.

Wido Geis-Thöne, Senior Economist für Familienpolitik beim Institut der deutschen Wirtschaft (iwd) in Köln stellt dazu fest:
„Im Jahr 2017 waren 44 Prozent der Mütter, die Kinder im Alter von zwölf bis 24 Monaten hatten, erwerbstätig – das waren 10 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2006.

Im dritten Lebensjahr des Kindes gehen dann sogar noch mehr Mütter einer Arbeit nach: Waren es 2006 erst 44 Prozent, sind es mittlerweile rund 60 Prozent. Hinzu kommt, dass auch mehr Mütter als früher bereits wenige Jahre nach einer Geburt wieder in Vollzeit arbeiten.“

Kitakrise – die Zahlen und Dimensionen

Nach Angaben des Statistischen Bundesamt schicken immer mehr Eltern ihre Kleinkinder in eine Kita. Zum Stichtag 1.März 2018 besuchten 789 600 Kinder unter drei Jahren Kita. Gegenüber dem Jorjahresstichtag waren es und 27 200 Kinder mehr. Die Statistik weist für 2018 bundesweit 55 933 Kindertageseinrichtungen aus. Das sind 640 mehr, als zum Vorjahreszeitpunkt.

Ein Dauerproblem: Kinder mit Migrationshintergrund besuchen nur sehr spät und nur für wenige Stunden am Tag eine Kindertageseinrichtung. Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen, dass die Betreuungsquote für unter Dreijährige mit Migrationshintergrund im Jahr 2017 nur bei 20 Prozent lag – bei Kindern ohne Migrationshintergrund sind es 40 Prozent.

Noch viel deutlicher wird der Unterschied, wenn Quoten für jene Drei- bis Sechsjährigen herangezohen werden, die nicht betreut werden: es zwei Prozent der Kinder ohne Migrationshintergrund, aber 16 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund. Auch der seit August 2013 geltende Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz hat daran nichts geändert.

Trotz hoher Investitionen von Bund und Ländern in den Ausbau von Kindertagesstätten, bleibt die Suche für Eltern von Kindern unter drei Jahrn weiter kritisch. In Deutschland fehlen aktuell noch immer 273 000 Plätze für diese Altersgruppe. Dies berichtet „Welt am Sonntag“ mitv Berufung auf Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. berichtet.

Die Betreuungslücke beträgt demnach 11,6 Prozent. 2017 hatten dem Bericht zufolge noch 279 000 Kitaplätze für unter Dreijährige gefehlt, was einer Lücke von 12,1 Prozent entsprach. Unter drei Lebensjahren besuchen vor allem Zweijährige eine Kita . Ihr Anteil betrug im März 2018 knapp 63 Prozent.

Arbeitsmarkt: Working Moms
Arbeitsmarkt: Working Moms – Grafik: © IW Median / iwd 2018

Gute-Kita-Gesetz und „Nationale Aufgabe“

Im Bundestag wird gerade ein von Familienministerin Giffey vorgelegtes „Gute-Kita-Gesetz“ beraten. Deutschlands Kitas sollen damit besser und für Geringverdiener kostenlos werden. 5,5 Milliarden Euro sollen daher zusätzlich bis 2022 vom Bund an die Länder fließen. Das Familienministerium dazu mit den Ländern Vereinbarungen festhalten, wie die Mittel verwendet werden, damit die Mittel nicht in allgemeinen Zweckhaushalten versinken.

Experten befürchten, dass sich die Versorgungslücke in den nächsten Jahren auchb wegen des Erziehermangels nochmals dramatisch verschärft. Der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marcus Weinberg, forderte schon in der „Welt am Sonntag“, die Rekrutierung neuer Fachkräfte müsse als „nationale Aufgabe“ begriffen werden.

Aufgabe für Familien- und Bildungspolitik und Kommunen

Für Abonnenten unserer Fairen Leserabos: Kita-Krise – Das Berlin-Dossier. Wie groß ist die Kita-Lücke in Berliner Bezirken? Was können Eltern, um ihren Rechtsanspruch auf Kita-Platz frühzeitig zu sichern? Welche hilfreichen Tools und Internetdienste gibt es. Wo gehen demächts neue Kitas in Betrieb? Wo kann man sich anmelden?