Mittwoch, 24. April 2024
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Der Lietzensee soll naturnäher werden

Graureiher (Ardea cinerea)

Der Lietzensee ist prägendes Element eines Gartendenkmals und bietet zugleich beste Voraussetzungen für mehr Naturnähe und Naturschutz. Der 6,6 Hektar große Lietzensee wird aus dem Grundwasser gespeist und hat keinen Zufluss.
Mit bis zu zwei bis vier Metern Wassertiefe hat der Lietzensee limnologische Mindestvoraussetzungen für ein funktionierendes Ökosystem, das im Klimawandel nicht überwärmt. Stabile Temperaturschichten können sich im Wasser aufbauen. Das Wasser kann so auch über Sommer genügend Sauerstoff für Fische und andere Lebewesen bieten.

Zwischen Denkmalschutz und Naturschutz muss jedoch ein Kompromiss gefunden werden, der auch langfristig ökologisch funktioniert.
Der Denkmalschutz sieht die Erhaltung einer erkennbaren Uferlinie mit Uferbefestigungen aus Holz vor.
Die natürliche Ausprägung von Schilfgürteln wird sogar teilweise durch unter Wasser verbaute Betonbefestigungen unterbunden. Ein natürlicher Verlandungsprozesss wird so verhindert. Die hohen Bäume am Ufer sorgen auch für Schatten, und verhindern im Sommer eine zu starke Aufheizung des Wassers.

Ufer des Lietzensee mit Uferbefestigung aus Holz und vorgelagerten Schilf- und Wasserpflanzen - Foto: © Michael Springer
Ufer des Lietzensee mit Uferbefestigung aus Holz und vorgelagerten Schilf- und Wasserpflanzen – Foto: © Michael Springer


Renaturierungskonzept für den Lietzensee

Im Rahmen des Fördervorhabens „Uferrenaturierung durch Wasserpflanzenetablierung im Lietzensee im Einklang mit dem Gartendenkmal“ sollen zur Herstellung des ökologischen Gleichgewichts im See Wasserpflanzen über ein neuartiges Verfahren eingesetzt werden.

Die Uferrenaturierung und Ansiedlung von Wasserpflanzen erfolgt ausschließlich auf der Seeseite und unter der Wasseroberfläche. Eine Filteranlage aus bepflanzten Filterboxen wird entlang der etwa 2000 Meter langen seeseitigen Uferlinie eingebracht. Die Anlage reinigt auf natürliche Weise das Seewasser bzw. das zugeströmte Grundwasser und durch „Unterwasserweiden,“ die sich von Unterwasserpflanzen und Uferpflanzen aufbauen. Damit wird Lebensraum für Fische und ihre Fortpflanzungsmöglichkeiten geschaffen. Vor allem soll der Hecht als „Spitzenraubtier“ für einen ausgeglichenen Bestand von Raub- und Friedfischen sorgen, als eine wichtige Voraussetzung für gute Wasserqualität.
Die Besiedlung mit Wasserpflanzen dient der Verbesserung der Biodiversität, und stützt das ökologische Gleichgewicht und verbessert die Wasserqualität.

Erst die Planung – Pflanzarbeiten in 2023

Ein Ingenieurbüro wurde bereits mit der konkreten Planung der bepflanzten Filteranlage und der baulichen Umsetzung beauftragt. In diesem Jahr wird vorwiegend geplant und beprobt. Auch werden Wssserpflanzen vorkultiviert.
Für Probenahmeaktivitäten wird ein Boot eingesetzt. Seit Oktober 2021 wird bereits regelmäßig das See- und Grundwasser im Park beprobt und analysiert. So konnte bereits die Beschaffenheit des ufernahen Seebodens erkundet werden. Sowohl die Qualität als auch die Wasserstände des See- und Grundwassers werden fortlaufend erfasst.
Die Bepflanzung der Uferfilter ist erst für das Jahr 2023 geplant.

Fördervorhaben und Finanzierung

Das Vorhaben „Uferrenaturierung durch Wasserpflanzenetablierung im Lietzensee im Einklang mit dem Gartendenkmal“ hat eine Projektlaufzeit von 08/2021 bis 12/2023. Es wird mit rund 2,3 Millionen Euro im Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (BENE) aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und des Landes Berlin (Förderkennzeichen 1352-R6-B) gefördert.