Glosse Michael Springer
„Sozialstadtrat erhöht Zuwendungen für Suppenküchen und Wärmestuben“ — diese Meldung wärmt das Herz und hebt die von Energiekostensteigerungen und Gaskrise gebeutelte allgemeine Stimmung.
Arne Herz (CDU), Bezirksstadtrat und Leiter der Abteilung Bürgerdienste und Soziales, hat ins Steuersäckel gegriffen, um künftig mehr Geld für die Suppenküchen bereit zu stellen.
Sein Anliegen ist klingt scheinbar sozial und gemeinnützig:
Zitat aus der Pressmitteilung: „Suppenküchen und Wärmestuben werden in diesem Winter in Zeiten explodierender Energie- und Heizkosten für viele Menschen wichtiger werden. Aber auch die sozialen Träger müssen mit den gestiegenen Beschaffungskosten für Lebensmittel umgehen. Die Abteilung Bürgerdienste und Soziales hat daher proaktiv im Rahmen der bezirklichen Kältehilfe die Zuwendung an diese sozialen Träger um zwei Euro je Besucherin und Besucher erhöht. Bisher standen vier Euro pro Person und Tag für die Essen zur Verfügung.“
Bezirksstadtrat Arne Herz verdeutlichte sein Anliegen:
„Der Bezirk möchte die Träger unterstützen, die vor der Herausforderung stehen, die erhöhten Energie- und Sachkosten für die Verpflegung ihrer Kundinnen und Kunden aufzubringen. Mit ihrem Angebot leisten sie einen Beitrag für den Zusammenhalt in der Gesellschaft und geben Hilfebedürftigen eine warme Mahlzeit, die ihnen aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten verwehrt bliebe. Deswegen haben wir bereits zu Beginn der Kältehilfesaison aus Stiftungsmitteln des Bezirks, auch in Vorgriff auf mögliche Senatshilfepakete, proaktiv und frühzeitig gehandelt. In diesem Winter müssen wir vor allem schnell auf die weltpolitischen Herausforderungen reagieren, die die Bürgerinnen und Bürger unmittelbar betreffen.“
Wer mit spitzen Rechenstift und ordnungspolitischen Denken nachrechnet, muß jedoch erstaunt sein.
Sechs Euro für eine Suppe sind eine nicht mehr marktkonforme „Supp-vention!“ — Das Sozialamt macht damit ganz normalen gastronomischen Betrieben Konkurrenz!
Es sorgt zudem für eine soziale Diskriminierung, denn die Zuwendungen lenken die Nachfrage ausschließlich auf „soziale Suppenküchen“ und schränken die kulinarische Wahlfreiheit ein.
Im Sinne der sozialen Marktwirtschaft ist das nicht!
Omi Rosi´s Suppen in der Sophie-Charlotten-Straße 107 (14059 Berlin) bietet für Fünf-Sechs Euro eine vielfältige kulinarische Auswahl mit Wochenangeboten.
Eine ganz normale Suppenbar, zugänglich für Alle, und preiswert und ein Stück Kiezkultur! — Auch hier sind die Heizkosten gestiegen. Ab 1.Oktober 2022 wird auch der gesetzliche Mindestlohn gezahlt. Dazu kommen Miete und Sozialabgaben und ein Unternehmen, das gewerbesteuerpflichtig arbeitet!
Wie wäre es mit Essens-Gutscheinen für Bedürftige und Arme — und freier Restaurantwahl?
Sollten arme und bedürftige Mitbürger_innen nicht auch freie Auswahl in einer inklusiven sozialen Marktwirtschaft haben — statt allein staatlich zum „Schlangestehen an Suppenküchen“ genötigt zu werden?
Einfach.SmartCity:Machen: Berlin! — Suppenküchen-Tester_innen gesucht! — Wer liefert schonungslose „Suppenküchen-Kritiken mit Foto“ und schreibt darüber? — Einmal im Monat tagt die Redaktion in einem Charlottenburger Restaurant. Mit Essensgeldzuschuß. Kenntnisse im EU-Beihilferecht werden honoriert.
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