Samstag, 20. April 2024
Home > Aktuell > Eisbader und Eisbrecher retten einen Schwan in der Krumme Lanke

Eisbader und Eisbrecher retten einen Schwan in der Krumme Lanke

Schwanen-Retter im Einsatz

Es ist eine kleine engagierte Nachbarschaft zwischen Hubertussee und Krumme Lanke, die sich für Uferschutz, Naturschutz und den Vogelschutz einsetzt. All Spaziergänger und Wanderer haben sie die natürliche Umwelt im Blick und kennen jeden Schwan „quasi persönlich“.

Die klirrende Polarkälte hat sie alarmiert, denn ein einsamer Schwan lebt in der Krumme Lanke, flugunfähig und vom kläglichen Frosttod bedroht.
Er hat Knickflügel, eine vermutlich angeborene Eigenschaft, die ihn flugunfähig macht.

Eigentlich muss man sich keine Sorgen machen, denn Entenvögel und Schwäne im Winter nur kalte Füße.

Wasservögel mit kalten Füßen
Schwäne und Entenvögel kommen im Winter normalerweise gut klar und sind keineswegs wegen ihrer kalten Füße zu bedauern.
Die Natur hat sich für diese Wasservögel ein Netz von fein verzweigten Äderchen ausgedacht, das sich „Rete tibio-tarsale“ nennt. Das Blut, das in die Füße fließt, gibt Wärme an das zurückströmende Blut ab. Dabei sind die Füße gut durchblutet – allerdings mit relativ kaltem Blut – weshalb kaum Wärme verloren geht und auch das Eis unter den Füßen nicht wegschmilzt. So bleiben die Füße kalt und es wird wertvolle Energie gespart.

Allerdings besteht die reale Gefahr des Festfrierens und Einfrierens. Vor allem benötigen Wasservögel bei lange anhaltendem Frost offene Wasserflächen für die Nahrungssuche. Kranke oder verletzte, und immobile Tiere könnten im Eis einfrieren und sterben.

Schwanenretter im Einsatz mit Axt und Abbruchhammer - Foto: M.O.
Schwanenretter im Einsatz mit Axt und Abbruchhammer – Foto: M.O.

Schwanen-Retter im Einsatz
Schon am Mittwoch, dem 10. Februar 2021 gab es daher den ersten Einsatz:
Zwei mutige Eisbader kamen am nachmittag, bewaffnet mit Äxten, um eine letzte offene Wasserfläche zu vergrößern.

Die schnell zufrierende Eisfläche wurde von den Rändern her zerkleinert, bis zu 10 cm dicken Eisschollen wurden herausgebrochen — angewandte Tierschutzhilfe für einen flugunfähigen Schwan.

Die offene Wasserfläche konnte gut vergrössert werden, die aber wegen der harten Frostgrade nur für drei Tage halten sollte.

Die Aktion wurde daher am Samstag wiederholt. Eine Anwohnerin vom Hubertussee half. Sie war mit Stiefeln und Seglermontur dabei, konnte mit einem Seil und Gewichten Eisschollen brechen, um sie ans Ufer zu holen.
Diesmal war auch ein kleines Anglerboot im Einsatz, denn im tieferen Wasser war es zu gefährlich, ins kalte Wasser zu steigen.

Am Ufer lenkten weitere Helfer*innen den Schwan, indem er gefüttert wurden, und bewahrten ihn vor unnötiger Aufregung bei der Revier-Verteidigung.

Hilfsaktion für einen einsamen Schwan am 12.2.2021 - Foto: Amadea Leonore JJ
Hilfsaktion für einen einsamen Schwan am 12.2.2021 – Foto: Amadea Leonore JJ

Der einsame Schwan
Der flugunfähige Schwan, ein Männchen, hat auch eine Partnerin. Doch die ist mit einer ganzen Gruppe Schwäne von der Krumme Lanke in offene Gewässer der Havel weiter geflogen.
Sie kommt sicherlich im Frühjahr wieder, wie sonst auch.

Der einsame Schwan ist so seit dem ersten Schlüpfen standorttreu — und verbringt sein ganzes Leben auf der Krumme Lanke.

Im Winter muss der Schwan zugefüttert werden und ist auch im Kontakt mit Menschen fast zahm geworden.

Ein Umsetzen in andere Gewässer wäre bedenklich, denn andere Schwäne würden ihn aus ihren Revieren verdrängen.

So ist es nun eine kleine Symbiose mit einer naturlieben Nachbarschaft der Schwanen-Retter und Freizeitwanderer, die ihn durch den Winter füttert und Überleben hilft.

Doch die „vierbeinige Feinde“ kommen mit ans Ufer und bis auf das Eis: Es sind freilaufende Hunde, die hier ihre Jagdinstinkte entdecken, und entgegen der Naturschutzauflagen von der Leine gelassen werden.

Auch der einsame Schwan wurde schon angegriffen und braucht eine große offene Wasserfläche, um den aggressiven Vierbeinern der Berliner Hundeliebhaber*innen entkommen zu können.

Auch der von Anwohner*innen liebevoll benannte Schwan „Ivory“ vom Hubertussee mußte einen Besuch auf der Krumme Lanke schon blutig bereuen. Ein Hund hatte ihn am Flügel verletzt. Er konnte gerade noch entfliehen, und flog zum Hubertussee zurück.

Anglerboot als Eisbrecher auf der Krumme Lanke - Foto: Amadea Leonore JJ
Anglerboot als Eisbrecher auf der Krumme Lanke – Foto: Amadea Leonore JJ